UX Konferenz London – Tag 4: Design Tradeoffs
Design Tradeoffs
Heute drehte sich der komplette Tag um Tradeoffs. Unter Tradeoff versteht man die Tatsache, wenn durch positiven Einfluss eines Elements ein anderes Element so verändert wird, dass dieses den Outcome negativ beeinflusst.
Ein Beispiel: Wenn alle Buttons auf deiner Seite gleich aussehen, dann wirkt sich das positiv auf die Konsistenz und die Lernfähigkeit deiner Seite aus. Der Nachteil: Du kannst deine Nutzer nicht mehr durch Primary Buttons anleiten. Mit vielen dieser Beispiele haben wir heute den ganzen Tag verbracht.
Gerade im UX Kontext kommt es immer wieder zu Tradeoffs zwischen UX, Unternehmenszielen, technologischer Umsetzbarkeit und anderen UX Zielen.
Dabei wurden uns Methoden an die Hand gegeben diese Tradeoffs nach Möglichkeit zu berechnen und rationale Entscheidungen zu treffen und dabei weniger auf unsere Intuition und unser Bauchgefühl zu hören.
Cynefin Framework
Das Cynefin Framework wird vor allem im agilen Kontext herangezogen. Agile Frameworks adressieren insbesondere komplexe und komplizierte Aufgaben. Im heutigen Kurs von Kathryn Whitenton nutzten wir dieses Framework vor allem um die unterschiedlichen Methoden je nach Kontext kennen zu lernen.
Priorisierung von UX Zielen und einfacher Probleme
Um zumindest UX Ziele schneller zu erreichen, hilft es sogenannte UX Design Prinzipien festzulegen. Damit sind weniger die Regeln eines Styleguides gemeint, sondern vielmehr übergreifende Prinzipien, die zusammen mit den Unternehmenszielen definiert werden sollen.
Beispiel für gute Design Prinzipien:
- Visualisieren von Prioritäten
- Konsistenz hinweg über alle Seiten
- Kennzeichnen von Aktionselementen
- Feedback
Design Prinzipien sollen bei einfachen Problemen helfen, schnell unternehmensweit Entscheidungen ohne große Diskussionen treffen zu können.
Multi – Factor Tradeoffs
Multi-Faktor Tradeoffs werden vor allem für komplexe und komplizierte Probleme benötigt.
Einen möglichen Tradeoff in diesem Kontext zu finden ist eine User Research. Je nach Entwicklungsstand können dies Usability Tests, Interviews oder auch schon A/B Tests sein.
Bei manchen Lösungen hilft es auch Customer Journey Maps bzw. die As-Is Szenarios übereinander zu legen. Möglicherweise kann eine Lösung für Nutzergruppe A ein riesiges Problem in Nutzergruppe B verursachen. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn der Desktop Nutzer plötzlich nur noch über eine App interagieren könnte.
Nutzergruppen lassen sich dabei in 4 Arten einteilen.
Wichtig ist, dass unsere Entscheidungen vor allem die gefährdete Kunden und die Trittbrettfahrer positiv und deine STar Kunden nicht negativ beeinflussen.
Unternehmensziele
Bei den Unternehmenszielen geht es darum, wie UX dabei helfen kann, die Unternehmensziele zu erreichen.
„Help the organization by improving the user experience” – Kathryn Whitenton
Dabei lassen sich auch für die User Experience Mehrwert und Kosten berechnen.
Mehrwert = Revenue pro Interaktion * Anzahl der beeinträchtigten Nutzer * Häufigkeit der Nutzung
Kosten = Untersuchungskosten + Designkosten + Entwicklungskosten + Supportkosten + Oppotunitätskosten
Es gilt dabei vor allem die Opportunitätskosten zu beachten. Diese Art von Kosten sind genau die Kosten, die entstehen wenn man sich für eine Lösung entscheidet und dabei eine andere ausgeschlossen wird.
Diese lassen sich durch folgende Methode grob abschätzen:
- Was ist das Worst-Case Szenario?
- Was würde dieses Szenario für Kosten verursachen?
Wichtig ist es, dass die User Experience Mittel findet, mit Einheiten wie Zeit und Geld zu kalkulieren. Dadurch schafft es die UX, die Sprache des Unternehmens zu sprechen, wie das auch schon Nancy Dickenson an Tag 2 empfohlen hat.
Prozess Management
Auch für chaotische Situationen nach dem Cynefin Framework, hat Kathryn uns Methoden gegeben, die Entscheidungen zumindest abschätzen lässt. Hier kam vor allem wieder die Priorisierungsmatrix, wie auch schon am Tag 3 im Design Thinking Kurs zur Sprache.
Eine weitere Methode sind sog. Rating Tabellen. In diesen Tabellen werden unterschiedliche Kriterien eingetragen. Für jede mögliche Option werden dann Werte von 1 – 5 eingetragen. Die Summe am Ende jeder Spalte zeigt dann an, was die mögliche beste Lösung ist.
Beispiel:
Option A | Option B | Option C | |
Nutzerzufriedenheit | 5 | 3 | 2 |
Umsetzbarkeit | 5 | 4 | 1 |
Ästhetik | 4 | 2 | 5 |
Summe | 14 | 9 | 8 |
Fazit
Der heutige Kurs war ein guter Mix aus BWL, Psychologie (Verhaltensökonomie) und UX. Die gelernten Methoden lassen sich adaptieren und auf viele Situationen anwenden. Die Werte, die dabei entstehen, sprechen die Sprache des Unternehmens und können dem Produktverantwortlichen oder dem Team sehr gut bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. Was an diesen Methoden sehr positiv ist: Sie sind rationaler, basieren auf Daten und nicht nur auf dem Bauchgefühl einzelner Personen.