Priorisierungsmatrix – Im Team UX Entscheidungen treffen
Eine Priorisierungsmatrix hilft dir und deinem Team UX Entscheidungen für neue Funktionen zu treffen. In agilen Teams ist die Priorisierung meist Aufgabe des Product Owners, allerdings kannst du ihn dabei gut unterstützen. Sollte dein Team nicht konstant von außen priorisiert werden, kann euch eine solche Priorisierungsmatrix sehr gut weiterhelfen. Welche Funktionen dabei priorisiert werden, ist für jedes Team unterschiedlich. Meist erhälst du Ideen für neue Funktionen aus deinen User Needs, Analytics oder durch eine User Research wie zum Beispiel einem Usability Test oder auch A/B – Tests.
Vorgehen und Ablauf
Eine Priorisierungsmatrix ist schnell an ein Whiteboard gemalt. Du benötigst ein simples Achsenkreuz mit 4 Quadranten. Die Achsen X und Y beschriftest du so, dass das für dich positive immer oben oder rechts steht. Zum Beispiel solltest du bei einer Achsenbeschriftung Bounce – Rate, das Wort niedrig nach rechts oder oben schreiben. So ist das auch für Aufwand, Kosten, Komplexität etc.
Wenn du eine solche Priorisierungsmatrix an dem Whiteboard hast, schreibe als nächstes auf Post-Its deine möglichen neuen Funktionen. Jede Funktion erhält ein Post-It. Anschließend diskutiert ihr im Team jede einzelne Funktion und wo ihr diese auf dieser einen Priorisierungsmatrix unterbringen wollt. Wiederholt diesen Vorgang für jede einzelne Funktion.
Tipp: Haltet euch nicht zu sehr mit Details auf. Nach der ersten Funktion die ihr auf der Matrix habt, könnt ihr die weiteren Funktionen relativ zu dieser positionieren.
Am Ende solle eure Priorisierungsmatrix voll mit allen möglichen Funktionen sein, welche ihr auf den für euch notwendigen Achsen und somit Dimensionen eingeschätzt habt.
Achsen deiner Priorisierungsmatrix
Die Achsen deiner oder eurer Priorisierungsmatrix sind abhängig von euren KPIs. Dabei könnt ihr auch mehrere Matrizen bilden und diese dann übereinander legen. Wichtig bei einer Priorisierungsmatrix ist die Ausrichtung deiner Achsen.
Beispiele für Achsen
Normalerweise entnimmst du die notwendigen Achsenbeschriftung deinen eigenen KPIs. Diese kommen meist aus den Business – Goals oder eben aus deinen selbst definierten UX und Usability KPIs. Weitere Beispiele für mögliche Achsen
- Conversion Rate
- ROI (Return of Invest)
- Bounce Rate
- Komplexität der Umsetzung
- Aufwand der Umsetzung
- UX / Usability Verbesserung
- Fehlerquote
- Aufgabengeschwindigkeit (Dauer zur Erledigung einer Aufgabe)
- User Ratings (NPS, Reviews, etc.)
- Kosten der Umsetzung
- Regression (Auswirkungen auf andere Teams und Produkte)
- Abhängigkeiten
- Konsistenz (bspw. in der UI oder im Look and Feel)
Mehr als zwei KPIs – Kein Problem
Meist hast du dann doch mehr als nur 2 KPIs, anhand derer du neue Funktionen priorisierst. Das ist kein Problem und der Grund dafür, warum du die Achsen immer gleich ausrichten solltest.
Wenn ihr die erste Priorisierungsmatrix gemacht habt, malt eine weitere daneben und wiederholt den Vorgang mit zwei anderen Achsenbeschriftungen. Sollten auch 4 KPIs nicht ausreichen, macht eine weitere Matrix. Die Anzahl an Priorisierungsmatrizen ist abhängig von euren KPIs und die Zeit die ihr als Team in dieses Thema investieren wollt. Am Ende habt ihr dann zum Beispiel 4 Matrizen. Falls ihr diese auf einem Digitalen Whiteboard habt, könnt ihr diese nun ganz einfach übereinander legen. Alternativ, falls ihr das Whiteboard analog habt, kannst du im 1. Schritt alle Funktionen entfernen, welche einmal im linken unteren Quadranten waren. Für die weiteren Funktionen kannst du ganz einfach die Häufigkeit zählen, in der eine Funktion in einem Quadranten gelandet ist.
Vorteile von Priorisierungsmatrizen
Ein Vorteil der Priorisierungsmatrix bzw. der Priorisierungsmatrizen ist vor allem, dass ihr als Team schnell entscheiden könnt, welche Funktionen als nächstes auf eurer Agenda stehen. Zudem hilft die Diskussion meist auch schon offene Fragen bzgl. der Technologie, der Umsetzung und vor allem auch der Funktionen an sich zu klären. Ihr erstellt somit implizit ein gemeinsames mentales Modell von den weiteren Funktionen. Des Weiteren werden auch nur Funktionen umgesetzt, welche Ihr wirklich für notwendig erachtet und vor allem auch den höchsten Mehrwert für euer Produkt liefern. Wichtig bei dem Termin sollte der Product Owner ggfs. einige Stakeholder aber auch andere Teammitglieder anwesend sein, damit jede Perspektive in die anschließende Entscheidung mit einfließt.
Differenzierung
Im Gegensatz zu Design Tradeoffs und anderen Methoden wie dem KANO – Fragebogen, erstellst du eine Priorisierungsmatrix im Team. Kano-Fragebögen und Design Tradeoffs basieren meist auf Daten des Nutzers. Diese sind sehr wertvoll un sollten wenn vorhanden auch in die Priorisierungsmatrix mit einfließen. Allerdings hat kein Nutzer Einsicht in die Vorgänge innerhalb deines Teams oder deiner Organisation. Daher können Priorisierungsmatrizen zusätzlich zu den anderen Entscheidungsstrategien verwendet werden.
Zusammenfassung Priorisierungsmatrix
Eine Priorisierungsmatrix bietet sehr viele Vorteile in der Entscheidung welche Funktionen wann umgesetzt werden sollen. Weitere Seiteneffekte sind oft ein gemeinsames mentales Modell im Team und ein klares Ziel, was erreicht werden soll. Des Weiteren kann ein Workshop von einer Stunde zum erstellen einer oder mehrere Priorisierungsmatrizen meist sehr viele anderweitige Meetings und Diskussionen sparen.