Usability Richtlinie: Die 7 ± 2 Regel
Was ist die 7 ± 2 Regel?
Bei der 7 ± 2 Regel spricht man bei User Experience und Usability davon, dass deinem Nutzer nur 7 Items ± 2 gleichzeitig präsentiert werden sollten. Diese Regel findet vor allem häufig Anwendung bei Navigationsemenüs. Die Regel soll den Cognitive Workload des Nutzers gering halten und diesen nicht mit deinem System überfordern. Da die Navigation das Herzstück deiner Software ist, solltest du darauf achten, dass diese schnell für deine Nutzer zu verarbeiten ist.
Die 7 ± 2 Regel gilt immer auch innerhalb einer Gestalt, aber auch was die Anzahl dieser Gestalten dann auf der höheren Ebene angeht. Wenn du dir eine Seite auf deiner Website anschaust, solltest du nicht mehr als 7 ± 2 Areale bilden. Innerhalb der einzelnen Areale gilt dann wieder die 7 ± 2 Regel.
Woher kommt die 7 ± 2 Regel?
Ursprünglich kommt diese Regel aus der Gedächtnispsychologie. So wurde herausgefunden, dass das Arbeitsgedächtnis im Durchschnitt 7 ± 2 Items verarbeiten kann. Das bedeutet, wenn ich dir nun eine Liste von Wörtern oder Bildern für 30 Sekunden präsentiere, dann wirst du dich nach 5 Minuten ungefähr an 7 ± 2 dieser Wörter oder Bilder erinnern. Durch bestimmte Methoden können manche ‘Gedächtniskünstler’ sich zwar an wesentlich mehr erinnern, aber dabei wird ihre gesamte Konzentration gefordert. Aber der Fokus deines Nutzers, sollte schließlich auf deinem Content liegen und nicht auf der Anzahl von Menüeinträgen.
Bedeutung für den Nutzer
Bedeutung für die Navigation
Gerade sogenannte Mega Menüs sorgen oftmals für eine schlechte Übersicht beim Nutzer. Du könntest diese vielleicht durch eine schlankere aber auf die Nutzerbedürfnisse abgestimmte Navigation ersetzen. Zum Beispiel könntest du ein Card Sorting durchführen, um heruaszufinden, welche Kategorien für deine Nutzer wirklich zusammen gehören.
Oft wird argumentiert, dass dein Nutzer all diese Möglichkeiten haben muss. Dennoch solltest du darüber nachdenken, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, deinen Nutzer zu lenken. Durch eine unübersichtliche Navigation kann der Nutzer sich sozusagen schnell ‘verlieren’. Und auch das würde wieder den Cognitive Workload erhöhen und sorgt oftmals für ein Abbruchverhalten. Achte daher darauf, dass du deinen Nutzer gemäß seinen eigenen Anforderungen und deinen eigenen KPIs leitest.
Warum 7 ± 2 nur eine Richtlinie ist
Die 7 ± 2 Regel ist in der Psychologie nicht unumstritten. Zudem sagt die Regel nur etwas über den Durchschnitt aus. Was kann also passieren, wenn du 9 Items nutzt? Du wirst den Großteil deiner Nutzer überfordern. In der Usability gibt es allerdings keine Unterforderung. Daher solltest du schon eher 5 Items zum Beispiel bei deiner Navigation benutzen. Aber es gibt noch ein paar andere Gründe.
Subitizing bzw. Simultanerfassung
Unter Subitizing wird die gleichzeitige Erfassung von Objekten bis zu einer Menge von 4 Items, ohne diese zählen zu müssen, beschrieben. In der Entwicklungspsychologie konnte gezeigt werden, dass sogar Kleinkinder Mengen bis zu 4 Objekten wahrnehmen und begreifen können. Aber wie hilft dir das? Wenn die menschliche Wahrnehmung keine kognitiven Ressourcen benötigt, um eine Menge von 4 Objekten zu erfassen, dann steigt entsprechend nicht der Cognitive Workload. Dies hilft dann widerum deinem Nutzer, sich besser auf deinen Content zu konzentrieren.
Barrierefreiheit
Wenn du wenige Items in deinem Menü hast, steigert dies auch die Barrierefreiheit. Nicht nur kognitiv beeinträchtige Personen können davon profitieren, sondern auch Sehbeeinträchtige, die bespielsweise einen Tunnelblick haben und kaum noch peripher sehen können. Auch Blinde müssen über den Screenreader nicht alle Menüpunkt lange in Ihrem Gedächtnis halten und können dadurch wesentlich schneller navigieren.
Mobile Design
Gerade auf Smartphones muss der Nutzer viel scrollen, wenn du viele Items auf einer Seite hast. Schnell kann hier Frust entstehen. Wenn dein Nutzer die ganzen Zeit hoch und runterscrollen muss, ist dieser schnell genervt. Aber auch die Darstellung der Navigation muss im Zweifel immer weiter verschachtelt werden. Denn selbst 7 ± 2 Menüpunkte, können schnell unübersichtlich wirken. Hier kann vor allem das Design Prinzip: Mobile First helfen, um die notwendigen Navigationspunkte zu identifizieren.
Fazit
Die 7 ± 2 Regel kann deinem Nutzer helfen, seinen persönlichen Cognitive Workload gering zu halten. Zudem hilft sie dir, deine Website übersichtlicher zu gestalten. Da die 7 ± 2 Regel allerdings Durchschnittswerte sind und 9 Items doch für viele sehr schwierig zu verarbeiten sind, solltest du die Anzahl an Items immer so gering wie möglich halten. Nutze Subitizing um dein Produkt für deinen Nutzer noch bedienfreundlicher zu gestalten und hilf ihm dadurch sich auf das Wesentliche, deinen Content, zu fokussieren.