UX Mythos: Warum du die 3-Klick-Regel inzwischen vergessen kannst
Alle, die schon einmal ein Konzept für eine Software, eine Website oder für ein anderes System gemacht haben, haben mit Sicherheit auch schon von der 3-Klick-Regel gehört: „Der Nutzer darf nicht mehr als drei Klicks benötigen, um an sein Ziel zu kommen!“
Diese Aussage kommt vor allem häufig von Stakeholdern. Aber warum?
Die Entstehung der 3-Klick-Regel
In den Neunzigern und zu Beginn der 2000er Jahre dauerten die Ladezeiten noch wesentlich länger als heute. Gerade im Internet war das Laden einer neuen Seite ein erheblicher Pain Point für den Nutzer, denn es führte immer auch zu einer Wartezeit. Gleiches galt für die Prozessoren in Rechnern, die wesentlich langsamer waren als heute. Der Arbeitsspeicher war noch sehr begrenzt – und überhaupt waren wir es gewohnt, die gute alte Sanduhr beim Laden der Seite anzuschauen … Genau aus diesem Grund wurde die 3-Klick-Regel formuliert: Der Nutzer sollte höchstens drei Seiten laden müssen.
Die 3-Klick-Regel heute: Macht sie noch Sinn?
Heute sind unsere Geräte und die Internetanbindung glücklicherweise um einiges schneller. Das Laden einer neuen Seite sollte sich auf maximal 1 Sekunde begrenzen. Die Performance einer Seite oder einer Software ist ein wesentlicher Faktor für eine gute Usability und eine entsprechende User Experience.
Drei Klicks stellen daher kein Problem mehr dar. Allerdings hat sich das Web an sich sehr stark verändert. Immer mehr Informationen kommen tagtäglich hinzu. Die Interaktionen werden komplizierter und die Informationsarchitektur wird entsprechend komplexer. Wenn du nun dogmatisch dem Ansatz folgst, dass drei Klicks ausreichen, dann wirst du sehr überfüllte Seiten haben. Diese Seiten wären also zwangsweise sehr unübersichtlich.
Fazit
Vergiss die 3-Klick-Regel! Steve Krug postulierte in seinem Buch „Don’t make me think!“ den Ansatz: Es ist egal, wie oft ein Nutzer klicken muss, so lange er dabei nicht denken muss!
Gerade die Masse an Informationen steigert den kognitiven Workload der Nutzer. Es ist daher wesentlich wichtiger, dass der Nutzer schnell und einfach navigieren kann. Der Pain-Point des Nutzers hat sich verschoben: von „Wann hat die Seite endlich geladen?“ zu „Welche Informationen sind für mich wirklich notwendig?“
Unser Tipp:
Um Nutzerbedürfnisse sowie Business Goals zu befriedigen und zu erreichen, solltest du deine Navigation am Nutzer und am Content (wie du gute Texte schreibst, kannst du im Übrigen hier nachlesen) ausrichten und nicht dogmatisch der veralteten 3-Klick-Regel folgen. Untersuche dazu, wie der Nutzer den Content kategorisieren würde (zum Beispiel durch Card Sorting) und richte deine Informationsarchitektur danach aus. Wichtiger als die drei Klicks ist auch, dass der Nutzer ganz genau weiß, wo er sich befindet und wie er weiterkommt.
(Fotos: Unsplash)
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